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Kosmogonien und Verlustgeschichten der Gegenwart. Experimentelle Darstellungsweisen begründender Anfangs - und Untergangserzählungen in Literatur und Comic

Teilprojekt 9

Prof. Dr. Irmela Marei Krüger-Fürhoff
Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Neuere deutsche Literatur, Freie Universität Berlin

Liza Wyludda 
Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Neuere deutsche Literatur, Freie Universität Berlin

Im Angesicht von Klimawandel und Artensterben erscheinen gegenwärtig international zahlreiche literarische Texte und Comics, die Kosmogonien und Entwicklungsgeschichten mit Untergangsszenarien menschlicher Kulturen, Tierpopulationen bzw. des ganzen Planeten verknüpfen. Dabei greifen sie, so die Ausgangsthese, auf Elemente mythischer, religiöser und naturwissenschaftlicher Aitiologien zurück und argumentieren selbst aitiologisch, indem sie (pluralisierte und z.T. ‚fehlgegangene‘) Anfänge als Begründung (drohender) Enden entwerfen. Die literarischen und grafischen Narrationen experimentieren mit Darstellungsweisen, die fiktionales und faktuales Erzählen verbinden, kombinieren Bildmaterial aus divergierenden Kontexten und historischen Epochen, poetisieren naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle und variieren traditionelle Formen wie das mittelalterliche Bestiarium oder das Langgedicht.

Das Projekt untersucht anhand ausgewählter Beispiele unterschiedlicher Sprachräume, wie sich der temporal und argumentativ doppelte Blick auf Entstehung und Untergang medien- und genrespezifisch niederschlägt, wie die Werke die aitiologische Figur der Rekursion auf Text- sowie Text-Bild-Ebene ästhetisch umsetzen und welche gesellschaftspolitischen Ansprüche mit der nostalgischen ‚Arbeit am Anfang‘ aus der Perspektive des Verlusts einhergehen.